Land Aquisitionen in Afrika – Es geht um Nahrung und Wasser

Addax Bioenergy Projekt in Makeni, Sierra Leone (10'000 ha)

Addax Bioenergy Projekt in Makeni, Sierra Leone (10'000 ha)

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der westlichen – und unter westlich kann man sehr wohl auch die arabischen Anrainerstaaten des Persischen Golfs, China und Indien verstehen, da diese mittlerweile nach den gleichen neo-liberalen wirtschaftlichen Grundsätzen funktionieren – ist der steigende Nahrungs- und Wasserbedarf dieser Länder.

Dies fördert die Suche nach fruchtbarem Land, insbesondere in Entwicklungsländern Afrikas. Kapitalistische Firmen kaufen deshalb in grossen Stile Land auf oder pachten es.
So zum Beispiel in Assawa, Äthiopien, wo Scheich Mohammed al-Amoudi aus Saudi Arabien – einer der 50 reichsten Personen der Welt -1’000 Hektaren (ha, 1ha=10’000m²) Land für 99 Jahre gepachtet hat und darauf Treibhäuser erstellte, welche pro Tag 50 Tonnen Nahrung produziert, die dann über 300 Kilometer Strassen nach Addis-Abeba und von da über 1500 Kilometer Luftweg nach Dubai, Dschedda und anderswo im Mittleren Osten transportiert werden.
Scheich al-Amoudi plant in Äthiopien bis zu 500’000 ha Land zu kaufen oder pachten und zu entwickeln.

Obwohl Äthiopien eines der Länder ist, wo der Hunger am grössten ist – ca 2.8 Millionen Menschen sind unterernährt – plant die Regierung dieses Landes ca. 3 Millionen ha fruchtbarster Erde an die reichsten Länder und Individuen zu vergeben damit diese Nahrungsmittel an die Bevölkerung ihrer eigenen Länder exportieren können. (Quelle: Guardian-Englisch)

Die lokale Bevölkerung hat oft nichts von diesen Deals, die zwischen Multis und den Regierungen geschlossen werden. Während sich die Multis und die Regierungsvertreter bereichern, geht die Bevölkerung leer aus. So wurde zum Beispiel in Madagaskar ein Deal zwischen der Regierung und Daewoo über die 99-jährige Pacht von 1.3 Millionen ha Land abgeschlossen, der keine wirkliche Kompensation für die Bevölkerung Madagaskars vorsieht. Die 1.3 Millionen ha sollen vorwiegend zum Anbau vom Mais und Biotreibstoffen verwendet werden. (Quelle: farmlandgrab.org-Englisch)

Um an das Land zu gelangen werden schon mal unsaubere Methoden angewandt und Land wird als Verkauf oder zur Verpachtung angeboten, das eigentlich schon jemandem gehört. So werden ganze Dörfer zerstört oder umgesiedelt. Offenbar finden im grossen Stil Enteignungen statt. (Quelle: socialistworker.org-Englisch)

In der Elfenbeinküste fanden sich viele der ca. 700’000 im Bürgerkrieg vertriebenen ohne Land wieder als sie nach Hause kehrten – es war von anderen, sogenannten allogenes (Aussenseitern, die nicht aus der Region stammen. Es kann sich dabei sowohl um Ausländer, als auch um Ivorianer aus anderen Landesteilen handeln).Diese bauen nun neben Kakao auch Jatropha (beliebt als Biotreibstoff) an, den sie nach Indien und China verkaufen. (Quelle: Reuters-Englisch)

Die anliegenden im Jahre 2009 erstellte FAO Studie, welche die Lage in fünf afrikanischen Ländern (Äthiopien, Ghana, Madagaskar, Mali und Sudan) untersuchte kam zu folgenden Schlüssen (Anmerkung: Ich habe land acquisition mit Zuweisung von Land übersetzt um die verschiedenen Fälle von Kauf, Pacht, etc mit abzudecken):

  • Hohe Aktivität bei der Zuweisung von Land – dokumentiert sind seit 2004 die Zuweisung von 2.5 Millionen ha Land in diesen fünf Ländern. Zuweisungen unter 1’000 ha nicht mitgezählt.
  • Steigende Investitionen in Land in den fünf letzten Jahren mit Aufwärtstrend sowohl in der Anzahl der Projekte als auch der zugewiesenen Landflächen.
  • Die Zuweisungen von Land betreffen immer weniger noch verfügbares Land und immer mehr Land das bereits, meist von der lokalen Bevölkerung, bewirtschaftet wird. Der Druck auf höherwertiges Land (Land mit guter Bewässerung oder in der Nähe der Märkte) steigt ebenfalls.
  • Dominanz des privaten Sektors in Landverkäufen, aber oft mit starker finanzieller oder anderweitiger Unterstützung der Regierungen und bedeutenden Investionen durch von der Regierung kontrollierte Firmen und Geschäfte.
  • Dominanz von ausländischen Investitionen, jedoch spielen einheimische Investoren ebenfalls eine grosse Rolle in der Zuweisung von Land.

Lesen Sie den FAO Bericht in voller Länge: